Philip Morris – der Cowboy zieht sich aus Berlin zurück

Veröffentlicht am in Arbeitsrecht

Einer der weltweit größten Zigarettenhersteller stellt seine Produktion zum Jahresende in Berlin ein und entlässt den Großteil seiner dort Beschäftigten. Dies ließ einer der größter Arbeitgeber Neuköllns am gestrigen Dienstag über das seit 1972 bestehende Werk verlauten.

Von den bisher bestehenden 1050 Arbeitsplätzen in Berlin-Neukölln sind von der Schließung 950 Arbeitsplätze betroffen. Neben 75 Beschäftigten, die am berliner Standort verbleiben und Volumentabak herstellen, werden 25 Arbeitsplätze in die Verwaltung nach Dresden und in die Nähe von München nach Gräflingen verlagert.

Gründe der Schließung

Zurückgeführt wird dieser radikale Stellenabbau auf das veränderte Konsumentenverhalten, das den Absatz von versteuerten Zigaretten in Europa seit Jahren abschwächen lasse, sodass es zu Überkapazitäten komme.

Dies scheint im Widerspruch zu den schwarzen Zahlen zu stehen, die das Werk nach Angaben der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten seit Jahren schreibe. Zwar habe es in letzter Zeit Gerüchte über einen möglichen Stellenabbau gegeben, mit der Schließung des Werkes habe allerdings niemand der Beschäftigten gerechnet.

Vorwurf an den Konzern

Vorgeworfen wird dem Zigarettenhersteller, die Schließung ohne vorherige Prüfung möglicher Alternativen durchgeführt zu haben. So habe der Konzern keine Prüfung dahingehend vorgenommen, wie trotz rückläufigen Absatzes ein Erhalt der Arbeitsplätze in Berlin hätte gewährleistet werden können, vielmehr habe man sich lediglich nach einem Kennzahlenranking auf europäischer Ebene leiten lassen.  Der Vorwurf reicht sogar soweit, dass dem Unternehmen heuchlerisches Verhalten gegenüber seiner Belegschaft in Berlin vorgehalten wird. So habe das Unternehmen stets eine Verbundenheit zwischen seinen Produkten und der Hauptstadt betont und gleichzeitig ein verantwortungsvolles, sowie stabiles und langfristiges Wachstum verlautbaren lassen.

Johannes von Rüden, Partner der Kanzlei VON RUEDEN, der Erfahrung im Rechtsstreit mit großen Unternehmen im Abgasskandal hat,  äußerte sich dahingehend, dass es nun wichtig sei, dass sich beide Seiten schnell auf einen funktionsfähigen Sozialplan für die entlassenen Mitarbeiter einigen, um langwierige Gerichtsverfahren zu vermeiden, die die Entlassenen in einer ungewissen Zukunft verharren zu lassen.