BMW im Abgasskandal erneut unter Verdacht

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Softwareupdates können das Problem erhöhter Stickoxid-Emissionen nicht immer lösen: Nach einem freiwilligen Softwareupdate des Autobauers BMW, das seit Mitte November 2018 für eine Reihe seiner Dieselmotoren verfügbar ist, stößt ein Dieselmodell der 7er-Reihe von BMW noch immer zu viel Stickoxid aus. Aufgrund einer fahrlässigen Aufsichtspflichtverletzung musste das Unternehmens bereits ein Bußgeld von 8,5 Millionen Euro zahlen – obwohl zunächst kein Betrug nachgewiesen wurde und der Autobauer freiwillige Softwareupdates angeboten hatte.

Ermittlungen gegen BMW zunächst beendet

Laut Staatsanwaltschaft München hatte der Autohersteller in Tausenden Dieselautos fehlerhafte Abgasreinigungssysteme verbaut. Die auffälligen Abgaswerte wurden den Ermittlungen zufolge durch eine „fehlerhafte Bedatung“ der Motorsteuerung ausgelöst. Der Konzern hatte das Bußgeld akzeptiert und die Ermittlungen wurden beendet.

Jetzt versagt aber ausgerechnet die Luxus-Limousine BMW 750d xDrive bei der Abgasreinigung. Zwar erfüllt der 7er BMW auf dem Papier schon seit 2012 die Euro-6-Abgasnorm, doch die „BluePerformance“ bestand den Praxistest nicht. 2018 ordnete das Kraftfahrtbundesamt (KBA) einen Zwangsrückruf für die leistungsstärksten Diesel-Limousinen an des bayerischen Autobauers an. Und die Kritik am BMW 750 d xDrive, Baujahr 2014, reißt nicht ab

Erneute Zweifel an Zuverlässigkeit der Abgasreinigung

Seit Anfang des Jahres zweifelt das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) erneut an der Zuverlässigkeit der Abgasreinigung des Topmodells. Dessen Stickoxidausstoß lag vor dem Zwangsrückruf bei 608 mg/km – und nach dem verpflichtenden Update mit 564 mg/km immer noch sieben Mal höher als die zulässigen 80 mg/km.

Das Unternehmen verkauft seine Dieselfahrzeuge weiter als gesetzeskonform: „Grundsätzlich gilt, Fahrzeuge der BMW Group werden nicht manipuliert und entsprechen den jeweiligen gesetzlichen Anforderungen“, erklärte ein Unternehmenssprecher. BMW-Fahrzeuge stoßen angeblich etwa 40 Prozent weniger Stickoxide aus als der Flottendurchschnitt in Deutschland. Der Wert liegt laut Umweltbundesamt für Euro-6-Dieselmodelle bei 507 mg/km.

Doch der BMW 750 d xDrive schneidet deutlich schlechter ab. Bei einer Überprüfung des Wagens wurden gravierende Probleme festgestellt. Der Befund lautet: Versagen der Abgasreinigung nach einer Laufleistung von nur 56.000 Kilometern. „Die Einbaulage des NOx-Speicherkatalysators ist Ursache für dessen Beaufschlagung mit Abgastemperaturen von weit über 500 Grad“, heißt es in einem Gutachten, das die Justizbehörden Bamberg am 30. Januar dieses Jahres erhielten. Aufgrund thermischer Überbeanspruchung sei das Katalysator-Wabenmaterial beschädigt und auch durch Rußabscheidungen an der Oberfläche werde die NOx-Minderung stark eingeschränkt oder ganz ausgeschlossen.

Konstruktionsfehler statt „vertauschter“ Software?

BMW bestreitet die Probleme mit dem Katalysator. Man habe alles unter Kontrolle, heißt es in einem aktuellen Bericht. Kontrollmessungen hätten bei Modellen mit einem Softwareupdate eine durchschnittliche Verbesserung um 41 Prozent ergeben. Aber warum sind es beim BMW 750 d xDrive nur sieben Prozent? Weil die NOx-Emissionen auch nach dem Softwareupdate nicht besser werden, geht der Katalysator-Spezialist Martin Pley von einem konstruktiven Fehler in der Abgasreinigung aus.

Konstruktionsmängel waren aber nicht Gegenstand der staatsanwaltlichen Ermittlungen gegen BMW. Das Unternehmen sprach in seinem Rückrufschreiben an die Kunden nur von einem Fehler in der Bedatung: „Irrtümlicherweise wurden Dateneinträge aus einem Software-Stand übernommen, der für Fahrzeuge mit einem anderen Abgasreinigungssystem entwickelt worden war. Dies führt bei längeren Fahrten zu erhöhten NOx-Emissionen, da die Regeneration des NOx-Speicherkatalysators nicht wie vorgesehen erfolgt.“ Die Münchner Staatsanwaltschaft schloss sich dieser Argumentation, verhängte aber dennoch ein Bußgeld in Höhe von 8,5 Millionen Euro: Der Autohersteller habe seine Aufsichtspflicht beim Erstellen einer neuen Software-Version verletzt – eine Ordnungswidrigkeit.

Weitere Fahrverbote drohen

Ursache des Diesel-Abgasskandals ist nicht selten eine mangelhafte Hardware: Die Autohersteller haben nur das eingebaut, was für die jeweilige Abgasnorm unerlässlich war – laut BMW ein völlig legales Vorgehen. Bei den ersten Stufen der Euro-6-Abgasnorm sei von Straßentests keine Rede gewesen. Der Europäische Gerichtshof wird in Kürze entscheiden, ob sich diese Rechtsposition durchhalten lässt.

Jedenfalls wussten die Autohersteller schon vor über als zehn Jahren, was ein wirklich sauberer Diesel ist. BMW verkauft seit 2009 „Clean Diesel“ in den USA. Es gab also schon während der Entwicklung des BMW 750 d xDrive Erfahrungen mit sauberen SCR-Systemen. Und im August 2013, ein Jahr nach dem Start des BMW 750 d xDrive, hat BMW den sauberen Diesel auch in Europa eingeführt: den BMW X 5 M50 d mit der Adblue-Abgaswäsche. Es wäre also längst möglich gewesen, „saubere“ Diesel zu liefern.

Der Präsident des Umweltbundesamtes (UBA), Dirk Messner, ist sich sicher, dass wir „schon längst die Grenzwerte in den Städten einhalten könnten, wenn ältere Diesel-Pkw sauber gewesen wären – „und zwar nicht nur auf dem Prüfstand, sondern real auf der Straße“. Zurzeit sind 19 Städte in Deutschland von Fahrverboten bedroht. Wenn alle Daten ausgewertet sind, könnten es bis Mai 25 bis 30 Städte sein.

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