Deutsche Umwelthilfe fordert Rückruf von Fiat-Wohnmobilen mit hohen Stickoxid-Emissionen

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Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) auf, Fahrzeuge mit zu hohem Schadstoffausstoß zurückzurufen und aus dem Verkehr zu ziehen.Schon im Mai hatte das Kraftfahrt-Bundesamt bestätigt, dass Fiat-Ducato-Modelle der Abgasnorm Euro 5 und Euro 6 „aufgrund von Unzulässigkeiten“ zu viel Schadstoffe ausstoßen. Dabei ist es inzwischen möglich, die betroffenen Modelle so nachzurüsten, dass sie die zulässigen Grenzwerte für Stickoxid auch im Straßenbetrieb einhalten.

Messungen an einem Modell der neuen Abgasnorm Euro 6d-Temp zeigen, dass der Grenzwert für gesundheitsschädliche Stickoxide von Wohnmobilen auch auf der Straße eingehalten werden kann. Für ältere manipulierte Euro 5 und Euro 6 Fiat-Ducato-Modelle gibt es Hardwarenachrüstungen, mit denen die Stickoxidemissionen um bis zu 97 Prozent reduziert werden können.

Extrem hohe Schadstoff-Emissionen bei älteren Fiat-Wohnmobilen

Aktuelle Messungen des Emissions-Kontroll-Instituts (EKI) an einem Fiat Ducato 140 Multijet der Euronorm Euro 6d-Temp zeigten, dass der Grenzwert für das gesundheitsschädliche Dieselabgas Stickoxid (NOx) auch unter realen Betriebsbedingungen von Fiat-Wohnmobilen eingehalten werden könne, so die DUH in einer Pressemitteilung vom 20. August dieses Jahres. Der Umweltverband ist überzeugt, dass die Einhaltung des europäischen Grenzwerts für Stickoxidemissionen technisch möglich ist.

Die DUH hatte das Bundesverkehrsministerium bereits mehrfach auf die zu hohen Emissionen von Wohnmobilen des Herstellers Fiat hingewiesen. Im Dezember 2020 ergaben Messungen des EKI an einem Dethleffs-Wohnmobil mit der Abgasnorm Euro 5, dass das Fahrzeug im Durchschnitt NOx-Emissionen von 2.779 mg/km austieß. Der gemessene Wert überschritt den zulässigen NOx-Grenzwert von 280mg/km demnach um den Faktor 9,9.

Das Pilote Wohnmobil lag mit durchschnittlich 1.926 mg/km um das 6,9-fache über dem Grenzwert. Im April 2021 hatte die DUH dem Ministerium die Messergebnisse an einem Fiat Ducato 130 Multijet mitgeteilt: Das Wohnmobil wurde noch im Juni 2019 mit der Abgasnorm Euro 6b zugelassen, zeigte jedoch bei der Messung mit kaltem Motor einen „explosionsartigen Anstieg“ der Stickoxidemissionen auf 2.377 mg/km. Der Mittelwert aller Messungen lag bei 1.520 mg NOx/km, also ebenfalls deutlich über dem zulässigen Wert.

Kraftfahrt-Bundesamt weiterhin untätig

Nach eigenen Untersuchungen des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) hatte die Behörde, die dem Bundesverkehrsministerium untersteht, der DUH schriftlich „hohe Stickoxid-Emissionen aufgrund von Unzulässigkeiten“ bei Fiat-Ducato-Modellen bestätigt. Unternommen wurde jedoch bislang nichts. „Herr Scheuer hat nicht nur die Möglichkeit, sondern auch die Verpflichtung, hier endlich aktiv zu werden, zumal das ihm unterstellte KBA bestätigt, dass hier etwas faul ist. Menschen investieren viel Geld in diese Fahrzeuge und Fiat hält einen Marktanteil von fast 70 Prozent. Den Betrug einfach auf Kosten von Verbraucherinnen und Verbrauchern und unser aller Gesundheit durchzuwinken – das stinkt zum Himmel“, so der Bundesgeschäftsführer der DUH, Jürgen Resch.

Wegen der drastisch erhöhten Schadstoffemissionen bei Fiat-Wohnmobilen warnt Jürgen Resch vor einem Kauf von Fahrzeugen mit den Abgasnormen Euro 4, 5 oder 6 a-c: „Wir raten dringend vom Kauf gebrauchter Fiat Ducato Modelle mit einer Abgasnorm schlechter als Euro 6d-Temp ab.“ Der Umweltverband geht davon aus, dass Fahrzeuge mit derart extremen Abgasemissionen von Einfahr- und Betriebsverboten betroffen sein werden.

Mit Hardwarenachrüstungen können Grenzwerte eingehalten werden

Bei neuen Abgasmessungen des EKI an einem Fiat Ducato 140 Multijet, der nach der Abgasnorm Euro 6 d-Temp zugelassen wurde, emittierte das Fahrzeug mit kaltem Motor 80 mg NOx/km. Im Durchschnitt lag der Wert bei diesem Modell über alle durchgeführten Messungen bei 120 mg NOx/km. Der Unterschied zu den Vorläufermodellen besteht darin, dass dieses Fiat-Modell über einen wirksamen SCR-Katalysator mit Harnstoffeinspritzung verfügt.

Der Umweltverband fordert deshalb den verpflichtenden Rückruf von Fahrzeugen der Abgasstufen 5 bis 6c und eine Nachrüstung mit wirksamen Katalysatoren. Axel Friedrich, Leiter des EKI, sagt dazu: „Unsere Messungen zeigen, dass effektive Abgasreinigung möglich ist. Inzwischen sind auch Hardwarenachrüstungen Dritter vorhanden, mit denen die Stickoxidemissionen drastisch gesenkt werden können.“ Dass der Hersteller dies nicht bereits bei den Vorgängermodellen sichergestellt hat, sei ein Skandal. Sowohl für die Euro 5 als auch für die Euro 6 Modelle wäre der Einbau eines effektiven SCR-Katalysators schon beim Inverkehrbringen möglich gewesen. Der FiatChrysler-Konzern muss hier zur Verantwortung gezogen und es müssen entsprechende Sanktionen erlassen werden. Auch wenn er sich inzwischen hinter der Stellantis Gruppe zu verstecken sucht“, so Friedrich weiter.

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