DUH stellt vor Lkw-Gipfel fest: Extrem hoher Schadstoffausstoß bei Lkw der Euronorm 5 und 6

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Im Zusammenhang mit dem Lkw-Gipfel im Bundesverkehrsministerium am vergangenen Mittwoch hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) einen Abgasmessbericht veröffentlicht. Dieser zeigt, dass Lkw im Realbetrieb auf der Straße weit mehr Stickoxidemissionen (NOx) ausstoßen als gesetzlich erlaubt. Befinden sich auch Lkw im Abgasskandal?

Das Emissions-Kontroll-Institut (EKI) der Deutschen Umwelthilfe hat Abgastests mit 284 Lkw der Abgasnormen Euro 5 und 6 durchgeführt. Untersucht wurden Lastkraftwagen im Normalbetrieb in Deutschland, Österreich und der Slowakei. Der Test ergab, dass rund die Hälfte der untersuchten Lkw überhöhte Abgasemissionen freisetzten. Der Wert der umwelt- und gesundheitsschädlichen Stickoxide lag weit über den gesetzlichen Grenzwerten. Lkw mit der neueren Abgasnorm Euro 6 überschritten die vorgegebenen Werte dabei genauso wie die Fahrzeuge der älteren Norm Euro 5.

Auf dem Lkw-Gipfel im Verkehrsministerium standen genau diese Schadstoffemissionen, die durch den Güterverkehr auf der Straße entstehen, im Fokus. „Rund 90 Prozent der CO2-Emissionen im Verkehrssektor kommen vom Straßenverkehr, ein Drittel davon machen Lkw aus“, erklärte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer.

Lkw-Emissionen durchschnittlich doppelt so hoch wie erlaubt

Die DUH führte die Messungen auf einfache, aber verlässliche Weise aus: Mit einer portablen NOx-Messapparatur nach dem sogenannten Plume-Chasing-Verfahren wurden die Abgaswerte der Lkw auf europäischen Autobahnen getestet. Dazu fuhr das Messfahrzeug hinter dem Lkw her und erfasste so die ausgestoßenen Emissionen. Das Ergebnis: Im Durchschnitt setzten die 90 untersuchten Lkw der Abgasnorm Euro 5 3.640 mg NOx/kWh frei. Der gesetzliche Schwellenwert für Euro 5 liegt allerdings bei nur 2.000 mg NOx/kWh. Bei der neueren Abgasnorm Euro 6 lag der durchschnittliche Stickoxidausstoß bei 1.105 mg NOx/kWh, so der Messbericht der DUH. Gesetzlich erlaubt sind für diese Abgasnorm weniger als die Hälfte: nur 460 mg NOx/kWh.

Den Grund für die alarmierend hohen Emissionswerte sieht die Deutsche Umwelthilfe in Abschalteinrichtungen, die Lkw-Hersteller zur Manipulation der Abgaswerte verbaut haben. Das manipulierte Abgaskontrollsystem im Lkw-Motor verhindert die Einspritzung des Harnstoffs, der für die Reinigung der Abgase zuständig ist. Die Folge ist nicht nur eine höhere Luftbelastung, sondern auch Mautbetrug. Denn: Die betroffenen Lkw zahlen Maut für eine Abgasnorm, deren gesetzliche Grenzwerte sie im Normalbetrieb gar nicht einhalten können.

Behörden schauen wie beim Dieselgate der Pkw aktiv weg“

Die DUH sieht ein Versagen bei den zuständigen Zulassungsbehörden, die die Abgaswerte der Lkw prüfen müssen, bevor die Fahrzeuge für den Straßenverkehr zugelassen werden. „Unsere Abgasmessungen zeigen extreme Überschreitungen der Stickoxidemissionen und die Kontrollbehörden schauen wie bereits beim Dieselgate der Pkw aktiv weg“, erklärt Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH. Die Behörden würden sich weigern, so die DUH in einer Pressemitteilung, die realen Abgasemissionen bei Lkw zu überwachen und Verstöße gegen die Grenzwerte zu ahnden.

Insbesondere die fehlende Kontrolle des Bundesverkehrsministeriums führe laut der Deutschen Umwelthilfe zur Verdopplung der NOx-Emissionen von Lastwagen auf Autobahnen. „Die Behörden reagieren bislang nicht auf diese zunehmend weit verbreitete Praxis, da ihnen angeblich geeignete Messgeräte nicht zur Verfügung stehen. Die hier vorgestellten Messungen zeigen, dass eine Überprüfung einfach durchgeführt werden kann“, so Axel Friedrich, der an den Abgasmessungen der DUH beteiligt war.

Neben einem zügigen Beginn mit wirksamen Kontrollen der NOx-Emissionen bei Lkw im Realbetrieb fordert die DUH auch, den Güterverkehr stärker von der Straße auf die Schiene zu verlagern und den Kauf von Lkw nicht weiter staatlich zu subventionieren.