Fiat-Wohnmobile im Abgasskandal: Kraftfahrt-Bundesamt kündigt Schritte an

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Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) will im Wohnmobil-Dieselskandal aktiv werden. Die Behörde hat der Deutschen Umwelthilfe (DUH) bestätigt, dass bei es bei Wohnmobilen mit Fiat-Dieselmotoren zu massiven Überschreitungen der Abgas-Grenzwerte kommt, die durch illegale Manipulationen verursacht werden. Um diese Belastung der Umwelt schnellstmöglich zu stoppen, kann das KBA verschiedene Maßnahmen anordnen. Drohen Wohnmobilbesitzern bald Rückrufe und Stilllegungen im Abgasskandal?

Das KBA prüft aktuell Schritte, wie die „Unzulässigkeiten“ in den Motoren beseitigt werden können. Die Wohnmobil-Branche ist durch Fiat Chrysler Automobiles (FCA) – inzwischen Stellantis – in den Abgasskandal verwickelt, denn die meisten Hersteller der Wohn- und Reisemobile nutzen beim Basisfahrzeug den Fiat Ducato mit Multijet-Motor. Weil Fiat und Iveco auch Fahrgestelle und Motoren an andere Hersteller von Reise- und Wohnmobilen verkaufen, überschreiten auch deren Modelle die zulässigen Grenzwerte. Für den Iveco Daily liegt bereits ein Rückruf des Kraftfahrt-Bundesamts vor. 

Fiat-Wohnmobile bereits seit 2016 unter Manipulationsverdacht

Hinweise auf die Manipulationen bei Wohnmobilen und Transportern, die auf dem Fiat Ducato basieren, gab es bereits 2016. Das KBA wusste Bescheid, entschied sich aber dafür, die Verantwortung den italienischen Behörden zu überlassen. Doch in Italien wurde nichts unternommen, sodass die Käufer der hochpreisigen Reisemobile jahrelang betrogen wurden. Am 21. April 2021 hat die DUH die Öffentlichkeit und das KBA schließlich über die hohen Stickoxid-Emissionen bei Wohnmobilen auf der Basis von Fiat-Chrysler-Antrieben informiert. Messungen bei Fiat-Wohnmobilen kamen zu dem Ergebnis, dass die EU-Grenzwerte für giftige Stickoxide (NOx) im Straßenbetrieb deutlich überschritten wurden – zum Teil betrugen sie 1900 Prozent der zulässigen NOx-Emissionen.

Der Präsident des Kraftfahrt-Bundesamts bestätigte der DUH, in eigenen Untersuchungen ebenfalls bei mehreren Wohnmobilen „hohe Stickoxidemissionen aufgrund von Unzulässigkeiten“ festgestellt zu haben. Die DUH forderte daraufhin die Anordnung amtlicher Rückrufe, um die illegalen Abschalteinrichtungen aus den betroffenen Wohnmobilen zu entfernen. Ansonsten müssten die Fahrzeuge stillgelegt und die Halter entschädigt werden. Seit Sommer 2020 ermittelt auch die Staatsanwaltschaft Frankfurt gegen Fiat und Iveco. Die Ermittler haben auch Stilllegungen angekündigt, falls sich die Manipulationen bestätigen sollten. Nach Angaben der Ermittler sind in Deutschland mehr als 200.000 FCA-Fahrzeuge betroffen, darunter zahlreiche Wohnmobile.

DUH erwartet jetzt Maßnahmen gegen den Fiat-Abgasbetrug

Die DUH ist zuversichtlich, dass das Bundesverkehrsministerium und das KBA jetzt tätig werden. Abschalteinrichtungen, die vom KBA bislang als legal eingestuft wurden, hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) nämlich inzwischen als illegal bewertet. „Wir begrüßen, dass der seit einem Jahr im Amt befindliche neue Präsident des Kraftfahrt-Bundesamtes Richard Damm anders als sein Vorgänger Zinke einen sachlichen Austausch über betrügerische Praktiken der Automobilkonzerne bei der Abgasreinigung praktiziert“, so Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH.

Die DUH erwarte jetzt eine angesichts vieler hunderttausend Wohnmobilbesitzer in Deutschland eine an den Interessen der Umwelt und betroffenen Besitzer der Wohnmobile ausgerichtete Kommunikation der Behörde, welche Wohnmobile konkret betroffen sind. Die Fahrzeuge müssten zurückgerufen werden, damit sie nicht länger unsere Atemluft vergiften. Außerdem müssten die Hersteller endlich für ihren Betrug zur Rechenschaft gezogen und mit wirksamen Sanktionen bestraft werden. Gerade Wohnmobil-Nutzer sind laut Resch an einer intakten Umwelt interessiert und haben für ihre Fahrzeuge sehr viel Geld investiert. Sie dürften nun nicht „im Dieseldunst allein gelassen werden“, so der DUH-Chef.

Besitzer von Fiat-Wohnmobilen müssen entschädigt werden

Illegale Abschalteinrichtungen haben gravierende Auswirkungen – sowohl für Umwelt und Gesundheit als auch für den Wert des betroffenen Fahrzeugs. Werden Stilllegungen und Rückrufe durch das Kraftfahrt-Bundesamt angekündigt, fordern Käufer von mangelhaften Fahrzeugen zu Recht Schadensersatz. Zum Glück sind die Aussichten dafür nach den offiziellen Ankündigungen des KBA sehr gut. Wenn das KBA die Manipulationen bestätigt, muss es für betrogene Käufer von Fiat-Wohnmobilen Entschädigungen geben – wie im VW- und Daimler-Dieselskandal.

Ein erstes Urteil im Wohnmobil-Abgasskandal hat das Landgericht (LG) Koblenz bereits am 1. März 2021 gesprochen. Fiat muss dem Besitzer eines Wohnmobils des Typs Roller team Zefiro 266 TL mit einem Fiat-Ducato-Motor Multijet über 50.000 Euro Schadensersatz wegen vorsätzlicher sittenwidriger Schädigung zahlen. Anderen betroffenen Verbrauchern rät die Verbraucherrechtskanzlei VON RUEDEN, sich im Fiat-Abgasskandal anwaltlich beraten zu lassen. Nutzen Sie unser kostenloses Erstgespräch. Wir prüfen Ihren Fall individuell und besprechen das weitere Vorgehen mit Ihnen. Kontaktieren Sie uns!