Welche Fahrverbote gelten in Europa?

Veröffentlicht am in Abgasskandal

In vielen Städten Europas wurden Umweltzonen eingerichtet und Fahrverbote angeordnet. Eine einheitliche Regelung gibt es allerdings nicht. Wer 2020 mit dem Auto in den europäischen Innenstädten unterwegs sind, sollte sich vorab informieren, welche Einschränkungen gelten, sonst drohen hohe Bußgelder. Lesen Sie hier, welche Regelungen zu Fahrverboten und Umweltzonen im europäischen Ausland gelten.

Wie in Deutschland kämpfen auch in vielen anderen Ländern Europas viele Städte gegen hohe Feinstaub- und Stickoxidbelastungen. Die Regelungen variieren oft selbst innerhalb eines Landes. Mit Umweltzonen und Fahrverboten soll die Belastung reduziert und die Luftqualität verbessert werden. Die Bestimmungen reichen von Fahrverboten zu bestimmten Uhrzeiten über eine City-Maut bis hin zu Umweltplaketten für die Windschutzscheibe. Bei unberechtigtem Befahren müssen auch Touristen mit hohen Bußgeldern rechnen.

Umweltzonen in Belgien

In Belgien gibt es in Brüssel und Antwerpen Umweltzonen – die sogenannten Low Emission Zones (LEZ). In der belgischen Hauptstadt, in Antwerpen und in Gent gelten seit dem 1. Januar 2020 für Dieselfahrzeuge bis einschließlich Euro-3-Norm Fahrverbote. Benziner müssen mindestens die Euro-2-Norm erfüllen. Euro-4-Diesel dürfen in Antwerpen und Gent nur mit einer gebührenpflichtigen und zeitlich begrenzten Ausnahmegenehmigung fahren.

2025 werden die Fahrverbote weiter verschärft und auf Euro 6 für Diesel und Euro 3 für Benziner ausgeweitet. Umweltzonen sind ab 2020 auch in Hasselt, Mechelen und Willebroek geplant. Zum Befahren der belgischen Umweltzonen muss die jeweilige Euro-Norm des Fahrzeugs nachgewiesen werden. Für ausländische Fahrzeuge gilt eine Online-Registrierungspflicht. Erfüllt ein Fahrzeug die Vorgaben nicht, muss mit einem Bußgeld in Höhe von 350 Euro gerechnet werden.

Vier Umweltzonen in Dänemark

In den Innenstadtbereichen von Kopenhagen, Aalborg, Aarhus und Odense wurden Umweltzonen eingerichtet. Dieselbetriebene Busse und Lkw mit einem Gesamtgewicht über 3,5 Tonnen, die nicht der Euro-Norm-4 entsprechen, dürfen dort nur mit der Umweltplakette EcoSticker fahren. Ein weiteres wichtiges Kriterium ist ein vorhandener Partikelfilter. Dieselbetriebene Wohnmobile mit einem Gesamtgewicht von über 3,5 Tonnen sind nicht von dieser Einschränkung betroffen. Pkw und alle mit Benzin betriebenen Fahrzeuge dürfen ohne Auflagen in die Umweltzonen fahren. Wer gegen die EcoSticker-Pflicht verstößt, muss mit sehr hohen Geldbußen rechnen.

Frankreich: dauerhafte und temporäre Umweltzonen

In Frankreich gelten in Paris und Grenoble dauerhafte Umweltzonen mit Plakettenpflicht. Temporäre Umweltzonen, die erst bei Smog-Alarm in Kraft treten, gibt es unter anderem in Straßburg, Lyon und Toulouse. Zum Befahren ist die Umweltplakette Crit’Air erforderlich. Die Umweltzone ZCR im Stadtzentrum von Paris gilt montags bis freitags von 8 bis 20 Uhr. In diesen Zeiten dürfen Dieselfahrzeuge der Euro-Normen 0, 1 und 2 und Benziner der Euro-Normen 0 und 1 nicht einfahren. Zweiräder, die vor dem 1. Juni 1999 angemeldet wurden, dürfen dann ebenfalls nicht in die Innenstadt. Für 2020 sind dauerhafte Umweltzonen in 15 Städten geplant.

Griechenland: Fahrverbote in Athen

In Athen gibt es eine Umweltzone für Fahrzeuge mit griechischem Kennzeichen. Mietwagen sind für die ersten 40 Tage ausgenommen. Innerhalb des Rings „Daktylios“ dürfen an Tagen mit geradem Datum ausschließlich Fahrzeuge mit gerader Kennzeichennummer einfahren und an Tagen mit ungeradem Datum nur Fahrzeuge mit ungeradem Kennzeichen. Ausgenommen sind in der Regel die Sommermonate.

Großbritannien – City Maut und Low Emission Zone

In der Innenstadt von London gibt es eine City-Maut und eine Ultra LowEmission Zone (ULEZ) für alle Kfz. Dieselfahrzeuge mit den Emissionsklassen Euro 0 bis 5, Benzinfahrzeuge Euro 0 bis 3 und Motorräder Euro 0 bis 2 müssen zusätzlich die ULEZ-Gebühr bezahlen. Für deutsche Fahrzeuge gilt eine Registrierungspflicht für die ULEZ. Die City-Maut wird nur montags bis freitags von 7 bis 18 Uhr erhoben. Die ULEZ gilt jeden Tag rund um die Uhr

Im Großraum London gilt die Niedrigemissionszone (Low Emission Zone, LEZ) für Wohnmobile ab 2,5 Tonnen und für große Transporter ab 1,205 Tonnen Leergewicht (Vans und Pick-ups). Dieselfahrzeuge mit Emissionsklassen Euro 0 bis 2 bzw. I bis III für Feinstaub müssen eine Tagesgebühr zahlen. Auch hier gilt eine Vorab-Registrierungspflicht für deutsche Fahrzeuge.

Zahlreiche Umweltzonen in Italien

In vielen italienischen Innenstädten und Gemeinden gibt es Umweltzonen: Eine „Zona a traffico limitato“ (ZTL) wurde zum Beispiel in Rom, Mailand, Neapel und Florenz eingerichtet. Teilweise gelten nur Beschränkungen, wenn bestimmte Schadstoffwerte überschritten sind. Die Regelungen in Italien sind komplex und die Einfahrtsbeschränkungen unterscheiden sich von Zone zu Zone: Oft sind Fahrzeuge mit bestimmten Euro-Normen betroffen oder es dürfen nur Anwohner und Lieferanten einfahren. Fahrverbote können entweder ganze Tage oder nur bestimmte Tageszeiten betreffen.

In Mailand dürfen seit Februar 2019 keine Dieselautos mit den Abgasnormen 0, 1 und 2 ohne Partikelfilter fahren. Benziner mit Euro 0 sind ebenfalls nicht mehr erlaubt. Die verkehrsbeschränkte Zone umfasst nahezu das gesamte Stadtgebiet. Das Fahrverbot gilt montags bis freitags von 7.30 bis 19.30 Uhr. Ab 2020 gilt in manchen Gemeinden ganzjährig ein Verbot von Diesel Euro 3 und bei Luftverschmutzung auch für Diesel Euro 4. In Mailand, Bologna und Palermo wird für alle Fahrzeuge eine City-Maut verlangt. Die Tickets sind an Kiosken und in einigen Läden vor Ort erhältlich.

Niederlande: 13 Regionen mit Umweltzonen

Umweltzonen gibt es in Amsterdam, Den Haag, Rotterdam, Maastricht, Utrecht, Breda, Delft, Eindhoven, Hertogenbosch, Leiden, Tilburg, Rijswijk und Arnheim. Die meisten Fahrverbote betreffen jedoch nur Lkw und Diesel-Pkw mit Erstzulassung vor 2005. Plaketten braucht man nicht, aber Autofahrer sollten die Euro-Norm und das Erstzulassungsdatum ihres Fahrzeugs kennen. Die Einfahrt ist für Wohnmobile der Klasse N1 mit Erstzulassung vor 2000 und Mopeds mit Erstzulassung vor 2011 verboten. Ab November 2020 gilt das auch für dieselbetriebene Pkw und Kleintransporter Euro 0 bis 3. Auch abseits von Umweltzonen gibt es in niederländischen Städten weitere Fahrverbotszonen. Einige Innenstadtgebiete sind komplett autofrei und nur zu bestimmten Zeiten von Lieferfahrzeugen befahrbar.

Norwegen: City Maut und Umweltzonen

Eine City-Maut wird in Bærum, Bergen, Bodø, Førde, Grenland, Harstad, Haugesund, Kristiansand, Namsos, Nord-Jæren, Oslo und Trondheim erhoben –jeden Tag und rund um die Uhr. Die Gebühr ist jedoch je nach Tageszeit unterschiedlich hoch. Die Erhebung erfolgt an Mautstationen.

In Bergen und Oslo werden bei Luftverschmutzungsalarm von 6 bis 22 Uhr Umweltzonen eingerichtet. Dann gelten folgende Fahrverbote: An Tagen mit geradem Datum dürfen keine Fahrzeuge mit ungerader Kennzeichennummer unterwegs sein, an ungeraden Tagen keine Fahrzeuge mit geradem Kennzeichen.

Fahrverbote in sechs Regionen in Österreich

Österreich hat Umweltzonen in folgenden Städten und Regionen eingerichtet: Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, Steiermark, Tirol und Burgenland. Aktuell gelten dort Fahrverbote nur für Lkw über 3,5 bzw. 7,5 Tonnen. Umweltzonen dürfen von diesen Fahrzeugen nur mit einer von sechs verschiedenen Plaketten (Umwelt-Pickerl) befahren werden, die der jeweiligen Euro-Norm entsprechen. Die Abgasplaketten sind ausschließlich in Österreich erhältlich: bei Werkstätten, Kfz-Prüfstellen und an vielen ÖAMTC-Stützpunkten. Eine Ausweitung der Einfahrtsbeschränkungen auf andere Fahrzeugklassen ist für die nächsten Jahre geplant.

Umweltzone in Portugals Hauptstadt

Aktuell verfügt nur Lissabon über eine Umweltzone. Sie umfasst zwei Bereiche mit unterschiedlichen Zufahrtsregelungen und gilt auch für ausländische Fahrzeuge. Die Innenstadt der Hauptstadt darf nicht von Fahrzeugen befahren werden, die vor dem 1. Januar 2000 zugelassen wurden oder nicht mindestens Euro 3 entsprechen. In einem weiteren Stadtgebiet dürfen nur Autos fahren, die mindestens der Euro-2-Norm entsprechen oder eine Erstzulassung nach dem 1. Januar 1996 haben. Die Fahrverbote gelten montags bis freitags von 7 bis 21 Uhr. Wenn das Fahrzeug die geforderte Abgasnorm erfüllt, aber älter ist als erlaubt, braucht man eine schriftliche Bestätigung der Euro-Norm des Fahrzeugherstellers, die das portugiesische Institut für Mobilität und Verkehr (IMT) bestätigen muss.

Mehrere Umweltzonen in Schweden

Umweltzonen gab es zunächst nur in Stockholm, Malmö, Göteborg, Helsingborg, Mölndal, Umea, Lund und Uppsala – sie galten allerdings meistens für Fahrzeuge mit einem Gesamtgewicht von über 3,5 Tonnen. Am 1. Januar 2020 wurde in Schweden ein neues System mit drei verschiedenen Zonenklassen eingeführt. Die Gemeinden können jetzt selbst Umweltzonen einrichten und Fahrverbote für Pkw verhängen. Zum 1. Juli 2022 sollen die Bedingungen nochmal verschärft werden. In Stockholm und Göteborg gibt es eine City-Maut. Die Mautstationen werden bei der Einfahrt in die Stadt durchfahren, bezahlt wird aber erst im Nachhinein. Die Halter ausländischer Fahrzeuge bekommen die Rechnung über die gesamte Maut am Ende des Folgemonats.

Schweiz: Umweltplaketten in Genf

Im Stadtgebiet von Genf und in den umliegenden Gemeinden gilt seit dem 15. Januar 2020 bei Luftverschmutzungsalarm: Zwischen 6 und 22 Uhr dürfen keine Dieselfahrzeuge mit den Emissionsklassen Euro 0 bis 2 und Benzinfahrzeuge Euro 0 bis 1 einfahren. Es wird ein Nachweis der Einfahrberechtigung mit den schweizerischen Umweltplaketten „Stick´Air“ benötigt.

Spanien: Umweltzonen in Madrid und Barcelona

Die spanische Hauptstadt Madrid kämpft gegen die Stickoxidbelastung, indem seit Anfang Dezember 2018 im Bereich der gesamten Innenstadt nur noch besonders saubere Autos fahren dürfen. Ausnahmen gelten Anwohner und den öffentlichen Verkehr. Alle anderen müssen ihre Autos in Parkhäusern abstellen. Besucherfahrzeuge und Taxis benötigen eine Umweltplakette und ältere Diesel-Fahrzeuge dürfen überhaupt nicht in die Innenstadt einfahren.

In Barcelona gilt die Umweltzone „Zona de baixes emissiones“ im gesamten Stadtgebiet innerhalb der Ringstraßen Ronda de Dalt und Ronda Litoral und in Teilen umliegender Gemeinden.

Tschechien: Fahrverbote in Prag

In Tschechien gibt es nur in der Hauptstadt Prag eine Umweltzone. Von montags bis freitags von jeweils 8 bis 18 Uhr gilt dort für Fahrzeuge mit einem Gesamtgewicht von über 3,5 Tonnen und mit den Euro-Normen 0, 1, oder 2 ein Fahrverbot. Wohnmobile sind von dieser Regelung nicht betroffen. Das Umweltplaketten-System funktioniert ähnlich wie das deutsche: Die Fahrzeuge werden gemäß ihres Schadstoffausstoßes klassifiziert und bekommen eine grüne, eine gelbe oder eine rote Plakette. Die deutsche Plakette ist in Tschechien anerkannt und umgekehrt. Für die Prager Umweltzone wird eine gelbe oder grüne Umweltplakette benötigt.