Seit dem 1. Januar 2021 werden bei Neuwagen bei jeder einzelnen Fahrt Verbrauch, gefahrene Kilometer und Geschwindigkeit gespeichert und an die EU-Kommission übermittelt, um die neuen Abgasregeln zu überprüfen. Damit sollen Verbraucher geschützt und ein neuer Abgasskandal verhindert werden. Für Hybridautos könnte die EU-Überwachung problematisch werden – und für die Autohersteller teuer. Denn Hybrid-Fahrzeuge sind offenbar längst nicht so klimafreundlich wie behauptet.
Die EU hat ein Verbrauchskontrollsystem für Neuwagen eingeführt, das Daten jeder einzelnen Fahrt sammelt – durch Direktübertragung im Fahrzeug. Das Überwachungssystem befindet sich bereits an Bord von Neuwagen. Für die Plug-In-Hybridfahrzeuge deutscher Hersteller wie Audi, BMW und Mercedes dürfte die EU-Kontrolle ein Problem werden.
EU überwacht den CO₂-Ausstoß bei Neuwagen
Das Ausmaß der Datensammlung durch die EU-Behörden beschreibt ein Bundestagsgutachten vom August 2020. Darin heißt es laut FOCUS Online, dass „Personenkraftwagen und leichte Nutzfahrzeuge mit einer Einrichtung zur Überwachung des Kraftstoff- und/oder Stromverbrauchs ausgestattet sind”. Die Pflicht gilt für jeden Neuwagen, der mit einem Verbrennungsmotor fährt und für Plug-In-Hybride – also für Fahrzeuge mit einer Kombination aus Elektro- und Benzinmotor.
Die Überwachungstechnologie heißt On Board Fuel Consumption Monitoring (OBFCM). Sie speichert Kraftstoffverbrauch, zurückgelegte Strecke, Kraftstoffdurchsatz und Fahrgeschwindigkeit. Die Daten dienen der Kontrolle der Autohersteller bei der Einhaltung von Verbrauchsnormen. Abweichungen müssen laut Gutachten unverzüglich an die EU-Kommission gemeldet werden.
EU-Abgaskontrolle für besseren Verbraucherschutz
Abweichungen könnten die Strafzahlungen für Autohersteller, die die EU-Flottenvorgaben nicht einhalten, noch einmal deutlich erhöhen: „Die nach dem beschriebenen Verfahren von den nationalen Behörden festgestellten und an die Kommission gemeldeten Unregelmäßigkeiten wirken sich auf die von einem Hersteller zu erhebende Abgabe wegen Emissionsüberschreitung nach Art. 8 der Verordnung (EU) 2019/631 aus“, heißt es im Gutachten. Es geht dabei um mehrere tausend Euro pro Fahrzeug.
Mit der Technik ließe sich in Zukunft auch eine Mobilitätssteuer eintreiben, sodass Autofahrer für jedes Gramm CO₂ bezahlen müssten – eine Art Super-Maut. Die EU will mit der Datenerhebung aber vor allem einen besseren Verbraucherschutz erreichen. Kunden sollen besser vor Betrug der Autohersteller geschützt werden und bessere Chancen auf Schadensersatz bekommen. Verbraucherklagen gegen die Autohersteller würden mit Hilfe der Daten erleichtert. Vor allem bei Plug-In-Hybriden sind die Verbrauchsabweichungen oft sehr gravierend – wenn die Fahrzeuge nicht oft genug aufladen werden. Autohersteller müssen ihren Kunden jetzt klarmachen, wie wichtig das regelmäßige Aufladen der Hybrid-Fahrzeuge ist. Sonst werden die Abweichungen zwischen Norm- und Realverbrauch zu groß. Denn nur wer die elektrische Reichweite ausschöpft und Ökostrom lädt, kann mit Plug-In-Hybriden nahezu klimaneutral fahren.
Plug-In-Hybride: Umweltverbände erwarten neuen Abgasskandal
Vor allem die deutschen Hersteller sind derzeit auf die Hybridmodelle angewiesen, doch deren Zukunft bleibt ungewiss. Kritiker bezweifeln, dass Hybrid-Fahrzeuge so oft geladen werden, dass sie in der Praxis einen CO₂-Wert von 50 g/km unterschreiten. Sicher ist, dass Plug-In-Hybride ohne tägliches Laden beim Klimaschutz keinen Vorteil bieten. Testreihen der englischen Prüforganisation Emissions Analytics haben ergeben, dass die Teilzeitstromer mit leerer Batterie im Durchschnitt 7,6 Liter auf 100 Kilometer verbrauchen. Damit stoßen die angeblichen Ökoautos rund das Vierfache an CO₂ aus und werden auch noch mit Subventionen belohnt.
Sowohl die Deutsche Umwelthilfe (DUH) als auch der Umweltdachverband Transport and Environment (T&E) kommen zu einem noch desaströseren Ergebnis. T-Online berichtet, dass der BMW X5, der Volvo XC60 und der Mitsubishi Outlander mit verheerenden Ergebnissen getestet wurden. Mit vollgeladener Batterie stießen sie unter optimalen Bedingungen 28 bis 89 Prozent mehr CO₂ aus als im Prospekt angegeben. Bei leerer Batterie waren es sogar 300 bis 800 Prozent mehr. Wird die Batterie während der Fahrt vom Verbrenner aufgeladen, liegt der CO₂-Ausstoß 300 bis 1.200 Prozent über den Herstellerangaben. Der Umweltdachverband sieht daher die Gefahr eines neuen Abgasskandals.
DUH will gefördertes „Schaufahren gegen den Klimaschutz“ stoppen
Der Verkehrsexperte Axel Friedrich, Projektleiter des EKI, sagt zu den Ergebnissen: „Die unglaublich hohen CO₂-Werte von Plug-In-Hybrid-Pkw wie dem Porsche Cayenne oder dem Volvo XC40 werden unter anderem durch das extrem ineffiziente Laden der Batterie durch den Benzinmotor verursacht. Wie kann ein solcher Unsinn noch staatlich gefördert werden? Diese Fahrzeuge kann man nur als zwei Fehler in einem Auto charakterisieren.“
Wenn sich herausstellt, dass die Diskrepanz zwischen den offiziellen Verbrauchsdaten und der wirklichen Nutzung bei Hybriden zu groß ist, hätte die Bundesregierung ein massives Problem. Neben Elektroautos werden nämlich auch Hybridfahrzeuge aus Steuergeldern gefördert. Reine E-Autos erhalten eine Förderung von bis zu 9000 Euro, bei Plug-in-Hybriden sind es bis zu 6750 Euro. Sollten die Hybridautos sich als Mogelpackung erweisen, dürfte das neue juristische Konsequenzen zur Folge haben.
Die DUH fordert von der Bundesregierung, das noch aus Steuermitteln geförderte „Schaufahren gegen den Klimaschutz“ mit klimaschädlichen Plug-In-Hybridfahrzeugen zu stoppen. Die Verbrauchertäuschung durch die Hersteller müsse ein Ende haben. Mit den viel zu geringen Verbrauchs- und CO₂-Angaben nach dem veralteten NEFZ-Verfahren würden Verbraucher angelockt und im Glauben gelassen, ein klimafreundliches Fahrzeug zu erwerben. Die Kfz-Steuer wird dann auf Grundlage der oft wesentlich höheren Werte nach dem neueren WLTP-Verfahren ermittelt und es folgt ein böses Erwachen.