Volkswagen-Abgasmanipulationen: Auch Benziner betroffen?

Veröffentlicht am in Abgasskandal

Volkswagen manipulierte offenbar nicht nur bei der Abgasreinigung zahlreicher Motormodelle, sondern auch Automatikgetriebe sollen manipuliert worden sein, um auf dem Prüfstand bessere Abgaswerte zu erhalten. Das geht aus einem Bericht des Handelsblatts vom Montag hervor.

Friedrich Eichler war im November 2017 offenbar in Plauderlaune, als er von der Staatsanwaltschaft Braunschweig verantwortlich vernommen wurde. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, am Dieselskandal mitverantwortlich gewesen zu sein. Während seiner Vernehmung gab er offenbar tiefe Einblicke in das Innere des Volkswagens-Konzerns.

„Warmlaufprogramm Automatikgetriebe“

Während seiner Vernehmung gab der ehemalige Entwickler an, mittels einer Software seien Benziner auf dem Prüfstand in der Lage gewesen, unnatürlich früh in einen höheren Gang zu schalten und damit untertourig zu fahren. Dadurch erreichten die Fahrzeuge auf dem Prüfstand bessere CO2- und Stickoxidwerte. Zugleich konnte der Verbrauch geschönt werden. Bei Dieselmodellen funktionierte der Trick genau andersrum: Die Gänge wurden möglichst weit ausgefahren. Beim Diesel führt eine hohe Drehzahl in niedrigen Gängen zu einer Veränderung des Kraftstoffmixes – mit der Folge, dass früher mit der Abgasreinigung im Katalysator begonnen werden konnte. Ein Dokument aus der technischen Entwicklung vom 12. Februar 2016 legt nahe, dass diese Weise die NOx-Werte um bis zu 20 Prozent geschönt werden konnten. Eichlers Anwalt wollte dem Handelsblatt gegenüber mit Blick auf das laufende Verfahren keine Stellungnahme abgeben.

Volkswagen dementiert

Von dem Trick sollen unterschiedliche Fahrzeuge betroffen sein, so der Tiguan, der Passat und der Touareg – immer dort, wo die Automatikgetriebe AL100, DQ500 oder DQ250 zum Einsatz gekommen sind. Volkswagen selbst gibt hingegen an, lediglich 24.800 Fahrzeuge des Typs Audi A7 und A8 seien von dem Problem betroffen. Es handele sich zugleich nicht um eine unzulässige Abschalteinrichtung. „Vielmehr liegt eine bloße technische Non-Konformität vor“, heißt es.

Die US-Umweltbehörde Epa hatte 2016 den Trick erkannt. Volkswagen verpflichtete sich anschließend dazu, in einem Vergleich rund 100 Millionen Euro an 98.000 Benzinkunden zu zahlen. Interne Volkswagen-Unterlagen, die dem Handelsblatt vorliegen, legen nun aber nahe, dass Volkswagen den Trick nicht nur bei US-Modell angewandt haben könnte, sondern auch bei europäischen Modellen – und zwar in einem größeren Stil als bisher angenommen. Auch ein früherer Audi-Ingenieure soll bei staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München II ähnliche Tricksereien eingestanden haben. Ab Mai 2016 habe man jedoch vollständig auf den Einsatz derartiger Software verzichtet. Bei den Fahrzeugen, die vorher verkauft wurden, sollte über ein Softwareupdate die Funktion entfernt werden. Besitzern solcher Fahrzeuge sollen nicht direkt erfahren haben, was mit ihren Fahrzeugen geschieht – vielmehr sollen sie über eine „Anpassung von Getriebeschaltpunktsteuerungen informiert worden sein.

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